Frauen, Leben, Freiheit – Der Kampf um Gerechtigkeit und Gleichberechtigung

von | 25.06.2025 | #buch&kunst, Buchpranger, Sach- und Fachbücher, Sachbücher für Kinder, Specials

Für Bildung, Chancengleichheit, für das Recht, über den eigenen Körper zu entscheiden, für das Wahlrecht und gleiche Löhne: Frauen kämpfen seit Jahrhunderten Seite an Seite dafür, diese und andere Rechte zu erhalten. Rebecca June und Ximo Abadía erzählen vom Kampf der Frauen für eine gerechtere Welt. – Von Buchstabenaktrobatin Melanie

Wie kann es sein, dass das Recht, über den eigenen Körper bestimmen zu dürfen, jemals und auch heute noch erkämpft werden muss? Warum sollte die Meinung, die Kunst oder Arbeit von (weißen) Männern mehr zählen, stärker repräsentiert oder besser bezahlt sein als die von Frauen? Warum kann ein Mann Land und damit einen Lebensraum für sich und seine Familie erben, eine Frau aber nicht? Woher diese Ungerechtigkeiten rühren, ist schwer zu beantworten. Noch schwerer ist es zu verstehen, dass es auch heute noch Menschen gibt, die diese Diskriminierungen und Ungleichbehandlungen für richtig halten. Wichtiger als Antworten zu finden, ist es, dafür einzustehen, dass sich etwas verändert und alle Menschen, ganz gleich, worin sie sich unterscheiden, die gleichen Rechte erhalten.

Wofür sie kämpften und was sie erreicht haben

Seit Jahrhunderten kämpfen Frauen auf der ganzen Welt Seite an Seite für dieses Ziel und sind bereit, dabei große Risiken und Gefahren für sich und ihre Familien in Kauf zu nehmen. Rebecca June und Ximo Abadía zeigen in „Frauenpower. Der Kampf um Gerechtigkeit und Gleichberechtigung“ an 13 Beispielen, wie Frauen friedlich für ihre Rechte und eine bessere Welt kämpfen. Die gezeigten Proteste ziehen sich chronologisch vom Zug der Marktfrauen nach Versailles 1789 in Frankreich über die Bewegung der Guerilla-Girls 1985 in New York bis zu den Demonstrationen gegen das diktatorische Regime des Iran 2022. Jedem Protest sind zwei Doppelseiten gewidmet, auf denen Bild und Text collagenartig miteinander verbunden sind.

Die informativen und leicht verständlichen Sachtexte stammen von Rebecca June. Der adressierten Altersgruppe (Kinder ab 8 Jahren) entsprechend fokussiert sie sich auf zentrale Eckdaten und bleibt an der Oberfläche der Konfliktsituationen, jedoch ohne sie zu marginalisieren. Der Autorin gelingt es, Wut, Angst, Verzweiflung, aber auch Optimismus, Tatendrang und Freude der Frauen zu zeigen und so ihre Motivation zu veranschaulichen. Inspirierend hebt sich die Stärke und den Mut hervor, den es braucht, um sich gegen Unrecht aufzulehnen.

Was Bilder erzählen können

Ximo Abadía zählt zu den produktivsten und politisch engagiertesten Buchkünstlern Spaniens. In seinen Comics, Bilder- und Sachbüchern setzte er sich bereits mehrfach mit Gleichberechtigung, Autokratien, Krieg und Frieden auseinander. Er setzt dabei auf kraftvolle, leuchtende Farben, Flächigkeit von Figuren und Hintergründen sowie ungewöhnliche Perspektiven und Größenverhältnisse, so auch in diesem Sachbilderbuch.

Machtverhältnisse und ihre Veränderungen stellt Abadía beispielsweise durch die Umkehr von Größenverhältnissen dar. Während Rebecca June knapp, aber präzise beschreibt, wogegen sich die MeToo-Debatte richtet und wie sich Betroffene oftmals fühlen – alleingelassen, machtlos gegenüber ihren Peinigern, verängstigt und beschämt –, zeigt Abadía einen flächigen, vollkommen schwarz dargestellten Mann, so groß, dass er, obwohl er sitzt, über die Ränder der Doppelseite hinausragt. Ebenfalls auf der Buchseite: eine Frau, kaum so groß wie der Finger des Mannes. Das Ungleichgewicht der Figurengrößen und die insgesamt dunkle Farbgebung vermitteln eindrucksvoll, in welch bedrohlicher und beängstigender Situation sich die abgebildete Frau befindet. Auf der darauffolgenden Doppelseite werden die Größen- und damit die Machtverhältnisse umgekehrt: Parallel zum Bericht über den Zusammenhalt der Frauen und die Erfolge der MeToo-Debatte zeigt Ximo Abadía einen kleinen Mann, umringt von Frauenbeinen. Nun ist er es, der nicht einmal kniehoch und machtlos ist.

Andere Illustrationen zeigen die Gewalt gegen Frauen offener. So beispielsweise im Kontext der Proteste der Mütter der Plaza de Mayo und der Übergriffe der sogenannten Sittenpolizei auf Frauen im Iran. Die illustrierte Gewalt spiegelt nicht nur die traurige Realität, sie wird außerdem als Mittel der Männer gezeigt. Die Frauen kämpfen ohne Gewalt. Als Gruppen stehen sie gemeinsam für ihre Rechte ein – das veranschaulichen auch Ximo Abadías Bilder.

Seite an Seite für mehr Gerechtigkeit und Gleichberechtigung

Rebecca June und Ximo Abadía würdigen in ihrem Sachbilderbuch „Frauenpower. Der Kampf um Gerechtigkeit und Gleichberechtigung“ den Einsatz vieler Frauen, die ungeachtet der damit verbundenen Gefahren für sich, ihre Familien und andere kämpfen – friedlich und ohne Gewalt. Empfohlen ab 8 Jahren ist dieses Buch eine tolle Möglichkeit, mit Kindern ins Gespräch zu kommen, mit ihnen über (Un-)Gerechtigkeit zu sprechen und ihnen zu zeigen, dass große Veränderungen manchmal bereits von einer Person angestoßen werden können.

Frauenpower. Der Kampf um Gerechtigkeit und Gleichberechtigung. Rebecca June und Ximo Abadía. Aus dem Spanischen von Hanna Christine Fliedner. Prestel junior. 2025. Ab 8 Jahren.

Melanie Trolley

Melanie Trolley

Die Leidenschaft für das geschriebene Wort hat Melanie nach Bremen und dort an die Uni verschlagen. Das Studium der Germanistik hat ihr einen veränderten Blick auf Bekanntes ermöglicht, die Augen für Neues geöffnet und Begeisterung fürs Bilderbuch entfacht. Als Texterin arbeitet Melanie täglich daran, die richtigen Worte zu finden – im Beruf vorerst ohne literarische Berührungspunkte.

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