Der Sohn des Verlegers Ernst Rowohlt ist nicht in die Fußstapfen seines Vaters getreten, er wollte einen anderen Weg gehen, wenn auch einen ähnlichen. Harry Rowohlt wurde als Schriftsteller, Autor und Übersetzer bekannt und war ein Sprachkünstler wie kein anderer. Lindenstraße-Fans kennen ihn als „Penner Harry“. Am 15. Juni ist Harry Rowohlt in Hamburg gestorben. Ein Nachruf.
„Ich find’ Bücher albern, die man in der Sonne nicht lesen kann und bei denen die Batterie aufgeladen werden muss und was man sonst alles beachten muss und die man nicht mit in die Badewanne und an den Strand nehmen kann. Ich halte das Buch für das Medium der Zukunft.“ – Harry Rowohlt in einem Interview auf zeit.de.
Am 27. März 1945 kam Harry als Sohn einer Schauspielerin und eines Verlegers zur Welt. Anfangs hieß er mit Nachnamen Rupp, weil seine Mutter in dritter Ehe mit dem Maler Max Rupp verheiratet war, und erst später Harrys Vater Ernst Rowohlt heiratete. Harry lebte bis zu seinem Abitur, welches er in Hamburg abschloss, an verschiedenen Orten. Er absolvierte eine Lehre als Verlagsbuchhändler beim Suhrkamp Verlag in Frankfurt am Main, und lernte in der Zeit seine spätere Ehefrau Ulla kennen.
Mit einem Kinderbuch zum Erfolg
Nach seiner Lehre arbeitete er unter seinem Halbbruder bei der Rowohlt Verlagsgruppe und bei der New Yorker Grove Press. Nachdem er wieder in Deutschland angekommen war, arbeitete er anfangs als Werbetexter und wagte 1971 den Schritt freiberuflich als Übersetzer tätig zu werden. Als sein Vater starb, erbte Harry fast 50 Prozent des Rowohlt Verlages, lehnte es jedoch ab, da er nicht in das Verlagsgeschäft einsteigen wollte.
Harry bekam große Anerkennung durch seine erste Übersetzung eines Kinderbuches. Denn es galt bis dahin als unübersetzbar. Das Buch „The Last Man Alive“ von A.S. Neill wurde unter dem Titel „Die grüne Wolke“ veröffentlicht und wurde direkt zum Bestseller.
Neben seinen Arbeiten als Übersetzer, unter anderem für die Bücher von Ian McEwan, Frank Muir, Flann O´Brien, Andy Stanton oder sogar Ernest Hemingway, las er die von ihm übersetzten Werke auch vor. In der Wochenzeitung zeigte Harry zudem sein Talent als Autor in der Kolumne „Pooh´s corner“. Pressestimmen sagten über seine Übersetzungen, er habe, dem Bären Pooh aus den Kinderbüchern von A.A. Milne, eine vollkommen neue literarische Gestalt gegeben.
„Penner Harry“
Unter den Fans der Serie Lindenstraße besaß Harry einen Kultstatus. Seit 1995 spielte das Multitalent in der ARD-Serie Lindenstraße den „Penner Harry“. Die Rolle selbst erhielt er, nachdem er einmal auf die Frage nach seinem Lieblingsrestaurant, das Restaurant aus der Lindenstraße als eben jenes benannte.
Er bekam für seine Werke zahlreiche Auszeichnungen und Preise, unter ihnen der Deutsche Hörbuchpreis und ein Sonderpreis des Deutschen Jugendliteraturpreises für das Gesamtkunstwerk des Sprachkünstlers. Als 2007 bekannt wurde, dass Rowohlt an einer nicht heilbaren Erkrankung des Nervensystems litt, kündigte er an, dass ihn diese Krankheit nicht davon abhalten könne, weiterhin als „Penner Harry“ aufzutreten oder als Übersetzter sowie Autor tätig zu sein. In den letzten Jahren seines Lebens litt er zudem an Lungenkrebs und starb schließlich an dessen Folgen am Montag, den 15. Juni, in seiner Geburtsstadt Hamburg.
Ein „Penner“, ein Autor, ein Übersetzer, ein Schriftsteller, ein Vorleser – Harry Rowohlt ist all dies gewesen. Ein Sprachkünstler, dessen Werke für immer in der deutschen Literatur zu finden sein werden.
Text: Rebecca
Illustration: Aaron
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Im Andenken an Harry Rowohlt | Schauspieler und Autor: Harry Rowohlt ist tot
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Unvergessen: Das Hörbuch „Der schreckliche Mister Gum“, gelesen von Harry Rowohlt.