Wunderschöne Mutmachbücher – inklusive Interview mit Anna Horak

von | 27.06.2025 | #buch&kunst, Bilderbücher, Buchpranger, Im Interview

Die Bücher „Alle machen Sport“ und „Mizzi tanzt mit“ sind inspirierende und vielfältige Kinderbücher, illustriert von Anna Horak. Satzhüterin Pia hat die Titel aus dem Achse-Verlag im Rahmen des Themenjahres #Buch&Kunst unter die Lupe genommen und in dem Zuge auch Anna Horak fünf Fragen gestellt.

Die Bilder von Anna Horak haben mich bereits in den Titeln „Lina, die Entdeckerin“ und „Bruno will hoch hinaus“ begeistert – der sowohl klare als auch verspielte Stil der Illustratorin haucht den Figuren sehr viel Leben ein. Die Handzeichnungen mit Buntstiften aber auch Tuschelementen lassen die detailreichen Menschen sehr individuell und lebendig wirken. Die Personen, ihre Körper und Gesichter, stehen immer im Vordergrund – zumindest in den Titeln, die wir uns hier nun einmal genauer anschauen wollen.

„Alle machen Sport“

Carlas Familie ist absolut sportbegeistert – die Mama und der Bruder lieben Fußball, der Papa interessiert sich regelmäßig für etwas anderes, jetzt gerade liebt er Yoga. Aber Carla ist nur genervt davon. Sie kann Sport nichts abgewinnen. Als aber in der Schule ein Sportprojekt mit dem Sportexperten Cem startet, gewinnen Carla und ihre Crew, wie die Freundesgruppe sich nennt, ganz neue Blickwinkel auf das oft so unliebsame Schulfach.

Sport ist für viele Menschen ein schwieriges Thema. Man muss es ja schließlich machen, es ist doch gesund, der innere Schweinehund muss nur überwunden werden und so weiter und so fort – viel Zwang, wenig Spaß. Die Wurzel des Übels liegt – meiner persönlichen Meinung nach – sehr, sehr oft im Schulsport begründet. Hier knüpft „Alle machen Sport“ an: „Was gefällt euch im Sportunterricht? Was würdet ihr gerne verändern?“, werden die Kinder von Cem gefragt und so wird darüber gesprochen, wie wichtig Regeln und Respekt im Sport sind, wie nah Teamgeist und Ausgrenzung beieinander liegen und dass körperliche Grenzen (Berührungen oder auch sich alleine umziehen zu können) elementar sind. Sie entwickeln coole neue Ideen für den Sportunterricht, probieren andere Sportarten aus und lernen etwas über Vorbilder aus der Sportwelt.

Neben diesem empowernden Thema, das gleichermaßen Inspiration für Kinder, Eltern und Lehrkräfte sein kann, punktet das Kinderbuch mit Diversität auf vielen Ebenen. Ob es nun die Mama ist, die arbeiten geht, und der Papa, der sich zu Hause um die Wäsche kümmert, das Kind mit der Prothese, weil ihm ein Bein fehlt, oder auch die unterschiedlichen Hautfarben und Körperformen, die sich auf den bunten Doppelseiten finden.

„Mizzi tanzt mit. Ballett und Tanz für alle“

Sportlich geht es auch in diesem Titel zu: „Mizzi tanzt mit. Ballett und Tanz für alle“ ist ein Buch über ein neugierig-aufgewecktes Mädchen namens Mizzi. Sie kommt eines Tages mit ihrem Papa an einem Tanzstudio vorbei und fühlt sich von der Musik direkt angezogen. Sie schauen durchs Fenster und sehen eine Gruppe von Menschen, die Ballett tanzen. Das Kind ist begeistert und möchte unbedingt ihre Freunde dafür gewinnen, gemeinsam mal einen Schnuppertanzkurs zu machen. Aber, fragen sich die Kinder direkt, ist das nicht nur etwas für Mädchen oder ganz dünne Menschen? Muss man dafür die Farbe Rosa mögen?

Zum Glück hat Mizzi eine coole Oma, die mit ihr gleich recherchiert, ob das wirklich so ist. Schnell stellt sich heraus, dass Tanzen ein Sport, ein Ausgleich zur Arbeit oder einfach nur ein spaßiges Hobby für alle Menschen sein kann!

In einer Art Sprechblase werden auf einigen Seiten allgemeine Informationen geteilt, die an der einen oder anderen Stelle Wissen vertiefen. Auf verspielt gestalteten Seiten lernen Leserinnen und Leser mehr über Ballett und andere Tanzarten, aber auch über Mizzi und ihre Freunde, und ihren jeweiligen Background. Sara ist in der ersten Klasse und manchmal ärgert es sie, dass sie als kleinste Person viel mehr Schritte beim Laufen machen muss, was aber beim Tanzen nicht mehr wichtig ist. Oder Ilias, der sich im Tanzkurs frei bewegen kann und genießt, wie der Rock um ihn herumschwingt.

In „Mizzi tanzt es mit“ geht es nicht in erster Linie um Sport, sondern vielmehr um Körperbewusstsein, Erwartungen an Körperformen und die Freude an der Bewegung, die eben – auch – durch Ballett geweckt werden kann. Ein schönes und bestärkendes Bilderbuch, das genau wie „Alle machen Sport“ durch die Diversität in den Bildern und natürlich auch dem Text sehr empfehlenswert ist.

Alle machen Sport. Anna Horak, Liese Macher und Vale Weber. Achse. 2023.

Mizzi tanzt mit. Ballett und Tanz für alle. Rebekka Rom, Anna Horak. Achse. 2025.

5 Fragen an Anna Horak

© Anna Horak

BM: Wie entstehen deine Bilder?

AH: Ich arbeite überwiegend mit traditionellen Medien, das heißt: ganz klassisch mit Stift, Papier und Pinsel. Meine letzten Buchprojekte sind mit Aquarell, Tusche und Buntstiften entstanden. Nach dem Scan bessere ich kleine Fehler digital aus.

BM: Woher nimmst du deine Inspiration?

AH: Ganz viel von der eigenen Kindheit und den Kinderbüchern die ich damals vorgelesen bekommen habe. Auf die Natur, Musik und Studio Ghibli (Animationsstudio) kann ich mich auch immer verlassen, um Inspiration zu schöpfen.

BM: Welche Geschichten würdest du gerne einmal illustrieren?

AH: Da gibt es einiges, was ich noch gerne illustrieren möchte, aber wenn ich drei Geschichten auswählen müsste, wären das ein Märchen, eine Tiergeschichte und ein Comic/Graphic Novel.

BM: Hat sich dein Beruf im Laufe der Zeit verändert?

AH: Natürlich macht der technologische Fortschritt auch bei der Kunst keinen Halt. Digitale Illustration ist aus der Branche nicht mehr wegzudenken und hat sich gut integriert. Es gibt sowohl für digitale als auch traditionelle Illustration einen großen Markt und Konsument*innen. Nicht zu verwechseln mit KI-generierten Bildern! Für mich persönlich ein No-Go.

BM: Wenn du ein Buch wärst, welches wäre es?

AH: Ich wäre ein großes, buntes Märchenbuch.

Pia Zarsteck

Pia Zarsteck

Pias Liebe zur Literatur hat sie vor Jahren an die Uni Bremen geführt, wo sie bis zum Masterabschluss Germanistik studierte. Heute ist sie Vorsitzende im Bücherstadt e.V., Mama einer Fünfjährigen und beruflich ganz woanders unterwegs - aber immer noch vernarrt in Bücher und Spiele. Ein Leben ohne die Bücherstadt kann sie sich nicht vorstellen.

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