Oh, Kaffee!

von | 17.09.2015 | Belletristik, Buchpranger

Oh, Kaffee, du göttliches Getränk! Mit deinen Aromen verzauberst du die ganze Welt. Nur zu verständlich. Auch ich gehöre zu denjenigen, die den Tag nicht ohne eine Tasse Kaffee beginnen wollen. Kein Wunder also, dass Diego Galdinos „Der erste Kaffee am Morgen“ meine Aufmerksamkeit weckte. Das Buch, das bereits 2014 im Thiele Verlag erschienen war, wurde nun in einer Taschenbuchausgabe im Piper Verlag veröffentlicht. – Von Zeichensetzerin Alexa

Langsam wird man in die Bar eingeführt, wo Massimo Tiberi den wohl besten Kaffee der Welt macht. Die Atmosphäre ist heimisch, warm, angenehm. Ein Barista, der seinen Job liebt und lebt. Mit seinen Gästen geht er herzlich um, fast familiär. Er kennt seine Stammgäste so gut, dass er im Voraus weiß, wann sie kommen und gehen und was sie bestellen werden.

Diese Warmherzigkeit wird durch den Schreibstil des Autors verdeutlicht: sehr lebhaft, temperamentvoll und bildlich ist die Sprache. Sobald die Liebe hinzukommt, wird es rosa und blumig. Dann wird aus dem erwachsenen Mann ein naiver, unsicherer Junge, der nicht weiß, wie er sich der jungen Frau gegenüber verhalten soll. Eine Französin, die kaum Italienisch versteht und noch nie einen Kaffee getrunken hat – unerreichbar erscheint sie ihm. „Und jedes Mal, wenn ihm das klar wurde, befürchtete er, dass sie auf einmal davonfliegen könnte wie ein Luftballon ohne Schnur.“ (S. 150)

Dieses Buch ist warm. Natürlich nur im übertragenen Sinne. Und es vermag aufgrund von kitschigen Elementen sicher nicht jedermanns Geschmack zu treffen. Doch man hat das Gefühl, vor Ort zu sein, den Kaffee zu riechen und zu schmecken. (Achtung: Beim Lesen dieses Buches kann der Kaffeekonsum steigen!) Ab der Mitte des Buches wird es dann noch ein Stück verträumter und „romantischer“. Um seine Inspiration macht der Autor allerdings kein Geheimnis: Immer wieder finden sich intertextuelle Bezüge, die in irgendeiner Weise etwas mit Liebe zu tun haben. So werden der Roman von Nicholas Sparks „Weit wie das Meer“ und Filme wie „Titanic“, „Vier Hochzeiten und ein Todesfall“ und „Die Braut, die sich nicht traut“ zum Thema gemacht.

Hinzu kommen gefühlsbetonte Gespräche u.a. zwischen Massimo und seiner Schwester, die an der Authentizität der Worte zweifeln lassen. Und all die Gedanken, die in Massimos Kopf kreisen als stünde er unter Drogen. „Wenn man einen Tag so richtig und in vollen Zügen genießt, dann rinnt einem die Zeit durch die Finger wie die berühmten Sandkörner am Meer, von denen es zwar unendlich viele gibt, aber dann wohl leider doch nicht, sonst wäre nicht irgendwann Schluss damit…“ (S. 164)

Diego Galdino ist übrigens selbst Barista. Wie der Protagonist in seinem Roman steht auch er um fünf Uhr auf, um seiner Arbeit in der Bar nachzugehen. Am Ende des Buches kann man wohl deshalb den einen oder anderen Tipp lesen, wie man einen richtig guten Kaffee zubereitet. Da ist die Rede von einem Caffè alla Nutella, Caffè Ristretto, Caffè Shakerato und mehr. Wer sich lieber in Galdinos Bar „Lino“ setzen will, der folge diesem Wegweiser: [->]. In diesem Sinne: erstmal nen Kaffee!

Der erste Kaffee am Morgen. Diego Galdino. Übersetzung: Gabriela Schönberger. Piper. 2015.

 

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