Mit wunderschönen Bildern erzählt Regisseur Paolo Sorrentino in „Partheonope“ von der ewigen Jugend und von Attraktivität. So viel Anziehungskraft die Aufnahmen des glitzernden Meeres in Neapel auch haben, umso weniger haben die Handlungsträger des Films davon abbekommen. Das findet zumindest Bücherstädterin Andrea.
Eine schöne Hülle
In den schillernden Fünfzigern wird in der Küstenstadt Neapel eine junge Frau geboren. Die Zuschauer*innen begleiten sie auf dem Weg durch ihre frühen Zwanziger bis in ihre späten Lebensjahre. Sie wird vor allem durch eine Eigenschaft definiert: ihre hypnotisierende Schönheit. Alle Männer, denen sie begegnet, liegen ihr zu Füßen, doch sie bleibt stets auf Abstand. Auch für die Zuschauer*innen bleibt ihr Charakter stets ungreifbar. Selbst ihr Studium der Anthropologie und ihr späterer Versuch, in die Schauspielerei einzusteigen, passieren zwar vor schillernden Bildern, jeglicher Tiefgang bleibt jedoch aus. Ab und an werden spannende Themen wie „Was passiert, wenn sich die junge Frau den Wünschen der Männer entzieht?“ angerissen. Doch der tieferen Betrachtung wird meist zugunsten der nächsten Aufnahme von Neapel ein Strich durch die Rechnung gemacht.
Hypnotisierende Atmosphäre und männliche Fantasien
Eines muss man dem Film lassen: Jede einzelne Aufnahme ließe sich einrahmen. Alles ist definiert durch Atmosphäre, Begehren, nackte Haut, glitzerndes Wasser und Sonnenuntergänge. Die Bilder rutschen nicht in unangenehmen Kitsch ab, sondern sind stille Beobachtungen einer wunderschönen, fast traumhaft anmutenden Welt. Und obwohl man durch die Kameraarbeit wie hypnotisiert ist, reicht der Inhalt nicht aus, um damit 136 Minuten zu füllen.
Trotz der traumhaften Bilder wird man das Gefühl nicht los, die substanzlose männliche Fantasie einer weiblichen Coming-of-Age-Geschichte zu sehen. Auch wenn sich die Protagonistin den Männern um sich herum teilweise entzieht und ihnen alles andere als zu Füßen liegt, hat sie doch zu wenig Charakter bekommen, um über die Vorstellung eines Mannes, davon, wie weibliches Erwachsenwerden aussehen könnte, hinaus als vielschichtige Figur aufzutreten. Im Endeffekt erzählt der Film mehr über die Fantasien des Regisseurs als über seine Protagonistin.
Parthenope. Regie und Drehbuch: Paolo Sorrentino. The Apartment Pictures, Pathé Films. Frankreich/Italien. 2024.
Foto: Gianni Fiorito
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