Alkohol, Drogen, Prostitution, Gewalt – in seinem ersten Hörbuch zeigt Sven Heuchert die Schattenseiten des Lebens. Der Titel „Punchdrunk“ schwirrt einem während der ganzen Geschichte im Kopf herum und bestimmt die Atmosphäre. – Von Zeichensetzerin Alexa
Der Protagonist ist ein gefallener Boxer und Trinker. Grundlos ist seine Sucht jedoch nicht: Sein Vater sitzt wegen Totschlag im Knast, seine Mutter ist über alle Berge. Auf den Brief ihres Sohnes antwortet sie, sie wolle den Kontakt nicht halten, weil er alte Wunden wieder aufreißt. Ihre Vergangenheit will sie vergessen, alles hinter sich lassen. All die Gewalt, die sie von ihrem Mann zu spüren bekommen hat, all den Schmerz. Diese Wut, die der Vater in sich trägt, zieht sich durch sein Leben. Auslöser dafür ist eine unglückliche Liebe. Seitdem schleppt er den Schmerz mit sich herum, lässt sich auf Frauen ein und seine Wut an ihnen aus – bis eine von ihnen mit dem Leben bezahlen muss.
Alles im Leben hat einen Grund, heißt es. Doch reicht dieser Grund als Rechtfertigung für alles? Schmerz löst nur Schmerz aus, Trauer nur Trauer – und so beginnt auch der Protagonist langsam in die Fußstapfen seines Vaters zu treten und seine Wut auszuleben. Dabei sehnt er sich tief im Inneren nach Geborgenheit und Liebe.
„Punchdrunk“ zeigt die Unberechenbarkeit eines Menschen auf eine sehr präzise Weise – Handlungen statt Worte, klare Aussagen statt Floskeln, Dialoge, die überzeugen. Keine Beschönigungen, keine Gefühlsduseleien. Und Gedanken, in denen die richtigen Fragen gestellt werden: Warum bleiben Frauen an der Seite ihres Mannes, obwohl er sie zusammenschlägt? Wie viel Schmerz verträgt ein Mensch? Kann man einen Menschen verändern? Kann man diese feurige Wut bändigen?
Sven Heuchert ist es gelungen, ein schweres Thema literarisch umzusetzen und eine Atmosphäre zu schaffen, die leicht an Sin City erinnert. Nicht zuletzt überzeugt das Hörbuch mit der Stimme Helmut Krauss‘, die die Stimmung der Geschichte noch verdeutlicht.
Punchdrunk. Sven Heuchert. Sprecher: Helmut Krauss. 2016.
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