Wer kennt das nicht: Unruhige Nächte, in denen man sich im Bett hin und her wälzt, geplagt von Gedanken, die man nicht vertreiben kann. Sorgen, Ängste oder Aufregung befallen einen und rauben einem den Schlaf. Ulrike Kolb, die selbst unter Schlaflosigkeit litt, thematisiert dieses Problem in ihrem Roman „Die Schlaflosen“.
Eine Gruppe von Schlaflosen reist in ein Hotel ein, um an einem Workshop teilzunehmen, bei dem ihnen ein „Schlafpapst“ dazu verhelfen soll, wieder schlafen zu können. Doch schon bald müssen die Betroffenen feststellen, dass er nicht anwesend ist und ob er überhaupt noch erscheinen wird, ist ungewiss. Die Aufregung ist groß, immerhin wurde der Aufenthalt bereits bezahlt! Als Entschädigung spendiert das Hotel reichlich Getränke und Essen. Und so kommt es, dass die Schlaflosen untereinander ins Gespräch kommen.
Wie wenig Lust sie auf diesen Workshop und den Kontakt zu anderen haben, zeigt sich durch ihre Gesprächshaltung. Wirklich interessiert sind sie am Gegenüber nicht, schnell schweifen die Gedanken ab und geben Einblick in Erinnerungen und Gefühle. Auf diese Weise erfährt man schließlich den Auslöser der Schlaflosigkeit. Die Gründe sind unterschiedlich, doch alle nachvollziehbar: Traumatische Erlebnisse und Ängste sind einige davon. Seit Jahren können die Betroffenen nur wenige Stunden schlafen. Ihre Müdigkeit ist unvorstellbar, ihre Lebensenergie am Ende. Als seien sie zwischen Traum und Wirklichkeit gefangen, torkeln sie durch den Alltag, um nachts schließlich hellwach im Bett zu liegen und nur darauf zu warten, dass die Zeit vergeht.
Der Wunsch zu schlafen ist groß und zieht sich durch das gesamte Buch. Probleme werden aufgedeckt, können über den kurzen Zeitraum jedoch nicht gelöst werden. Sehr realitätsnah beschreibt die Autorin die Handlung der Protagonisten. Diese halten nicht nur Distanz zueinander, sondern auch zum Leser. Bestärkt wird der Eindruck durch die Verwendung von indirekter Rede bzw. der Auslassung von Anführungszeichen bei direkter Rede. Auf diese Weise wirkt der Text oft monoton und lässt auf literarischer Ebene nur wenig Spannung zu, auch wenn inhaltlich welche zu erahnen ist. Mit ihrem ruhigen Schreibstil schafft die Autorin eine stille Atmosphäre, in der alles oder nichts geschehen kann. Man muss sich nur darauf einlassen können. Erwähnenswert ist außerdem der längste Satz, den ich je in einem Buch gelesen habe: Hier erstreckt sich einer über vier Seiten.
Die Schlaflosen, Ulrike Kolb, Wallstein, 2013
Klingt als wäre das mein Buch:)