Verirrt in den Wäldern: The Ritual

von | 01.11.2018 | #Todesstadt, Filme, Filmtheater, Specials

[tds_note]Das Filmtheater der Todesstadt hat zum diesjährigen Blind Date geladen. Es gab neben einem abartig gruseligen Buffet – das aufgrund des exzessiven Gebrauchs von Kunstblut leider niemand angerührt hat – einige unheimliche Filme zu entdecken. Macht euch bereit für gleich zwei mörderische Waldwanderrouten, einen Mörder mit vielen Gesichtern und ein todbringendes Video. Setzt euch, krallt die Fingernägel in die Stuhllehnen und stellt euch ein auf Spuk, Horror und jede Menge Wahnsinn![/tds_note]

Der Film „The Ritual“ ist eine Netflix-Produktion aus dem Jahr 2017. Erzählt wird die Geschichte von vier Freunden, die sich auf eine Wandertour durch Schweden begeben, eine Abkürzung wählen, sich in den dichten Wäldern verirren und bemerken, dass sie verfolgt werden. Ob Federschreiberin Kristina sich bei ihrer Auswahl für das Blind Date zum Special Todesstadt auch verlaufen hat?

Die vier Freunde Luke, Hutch, Dom und Phil sind eigentlich zu Beginn des Films zu fünft. Der fünfte mit Namen Robert wird während eines Überfalls auf einen Laden getötet, während Luke hilflos von einem Versteck aus alles mit ansehen muss. Diese Schuld schwebt wie ein Damoklesschwert über der Freundschaft der verbliebenen, als sie sich sechs Monate nach der Ermordung nach Schweden aufmachen, um Roberts Idee, dort wandern zu gehen, umzusetzen.

Während der Wandertour verstaucht sich Dom das Bein. Deshalb entschließen die Freunde sich, den sicheren Pfad zu verlassen und stattdessen einen vermeintlich kürzeren Weg durch den Wald zu versuchen. Gelungen ist hier die düstere Atmosphäre des Waldes. Die dicht an dicht stehenden Bäume, die jegliches Geräusch dämpfen, keine Tiere, kaum Lichtungen, keine Übersicht. Überall unheimliche Stille, in der das Knacken und Knarzen der Bäume wie ohrenbetäubender Krach durch die Wälder hallt. Leider ist dies der einzige positive Aspekt des Films, der sich nicht auf diese gruselige Atmosphäre stützt, sondern schnell in einen ausgeweideten Elch-Kadaver mündet, der in den Bäumen aufgehängt direkt auf die vier Freunde zu warten scheint. Selbst davon nicht abgeschreckt, suchen sie weiter ihren Weg ins Verderben…

Leider hält dieser Netflix-Film nichts signifikant Neues bereit. Darüber hinaus werden die Zuschauer lange im Unklaren gelassen, wieso der Titel „The Ritual“ lautet und wie er zum Inhalt des Films passt. Die wirklich interessanten Aspekte, das bösartige Ungeheuer aus der nordischen Mythologie, das beginnt, die vier Freunde zu jagen, wird nur am Rande thematisiert. So wird das Ungeheuer unfreiwillig zur Personifikation der Ängste von Luke, der immer noch mit der vermeintlichen Schuld am Tod seines Freundes kämpft, während seine Freunde von diesem Ungeheuer nach und nach zu Tode gejagt werden.

Wenn man den Film unter dem Aspekt des Horror-Genres sieht, ist es nichts weiter als ein verwirrender Film rund um vier Freunde, die nach und nach von einem nordisch-mythologischen Wesen dezimiert werden. Da aber alles aus Sicht von Luke erzählt wird, keimt der Verdacht auf, dass es ein metaphorischer Film über das allmähliche Zerbrechen der Freundschaft dreht: Alle verschwinden nach und nach aus dem Leben von Luke. Das Monster aus der nordischen Mythologie wird somit zur Personifikation dieses Zerbrechens. Die Freunde sind tot. Luke, gezeichnet vom Ungeheuer, bleibt am Ende allein zurück. Leider fehlt dem Film an einigen Stellen der Mut, das konsequent durchzuhalten. Auch die Wahl des Monsters, warum ausgerechnet Schweden und was damit zusammenhängt, bleibt im Dunkeln. Selbst wenn man den Film nicht unter diesem Aspekt sehen möchte, ist er selbst für einen Horrorfilm viel zu verwirrend, sodass man sich beim Ansehen im dichten Wald verläuft und bei jedem Geräusch zusammenzuckt.

The Ritual. Regie: David Bruckner. Drehbuch: Joe Barton. Nach dem Roman von: Adam Nevill Schauspieler: Safe Spall (Luke), Rob James-Collier (Hutch), Sam Troughton (Dom), Arsher Ali (Phil). Netflix. 2017.

[tds_note]Ein Beitrag zum Special #Todesstadt. Hier findet ihr alle Beiträge.[/tds_note]
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Das Bücherstadt Magazin wird herausgegeben vom gemeinnützigen Verein Bücherstadt. Unter dem Motto "Literatur für alle!" setzt sich die Redaktion mit der Vielfalt der Literatur im Sinne des erweiterten Literaturbegriffs in verschiedenen medialen Aufbereitungen auseinander.

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