Wie oft werden Klassiker adaptiert, verändert und weitergesponnen. Auch „Der letzte Mohikaner“ von James Fenimore Cooper, erschienen 1826, wurde bereits viele Male neu aufgelegt, verfilmt und vertont. Aber muss eine Adaption überhaupt originalgetreu sein? – Von Zeichensetzerin Alexa
Cromwells Umsetzung des Klassikers „Der letzte Mohikaner“ ist einem Kunstwerk gleich: Viele große Bilder, die über zwei Seiten gehen, sind Gemälde. Dunkle Farben sorgen für eine düstere Stimmung oder geben das Gefühl einer bedrohlichen Atmosphäre wieder. Dies wird durch die Verwendung von wenigen, überlegt gewählten Farben erzeugt: Das Blutrot in Verbindung mit Dunkelbraun bis Schwarz fungiert als Warnsignal oder wird mit dem Tod in Zusammenhang gebracht. Cromwell setzt dabei auf die Aussage von einem Farbton, der das gesamte Bild bestimmt.
Der Verzicht auf die klassische Panelstruktur, welche die Struktur eines Comics angibt, erfordert das Mitdenken beim Lesen. Nicht selten muss man sich orientieren, bevor man weiß, wo man weiterlesen muss, um den Inhalt nachvollziehen zu können. Der Text ist sehr knapp gehalten. Manchmal weiß man nicht, wer da gerade spricht. Aber letztendlich kann man sich alles zusammenreimen.
Cromwells Graphic Novel scheint nicht den Anspruch zu haben, den Klassiker originalgetreu wiederzugeben. Vielmehr erzählt er die Geschichte auf seine Art: mit Bildern. Sind es sonst die Illustrationen, die den Inhalt unterstützen, ist es hier der Text, der die Kunstwerke ausschmückt und Informationen angibt, die durch die Bilder nicht ersichtlich werden. Es geht um einen Krieg zwischen Franzosen und Engländern, die um die Vorherrschaft in Nordamerika kämpfen. Um an Stärke zu gewinnen, verbünden sich beide Seiten mit Indianerstämmen: Huronen und Mohikanern. Der Versuch, die entführten Töchter des Kommandanten Munro, Cora und Alice, zu befreien, führt zu einem erbitterten Kampf, dem sich keine der beiden Seiten entziehen kann.
Der letzte Mohikaner. Text: James Fenimore Cooper, Catmalou. Illustration: Cromwell. Übersetzung: Tanja Krämling. Splitter-Verlag. 2010.
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