Wimmelige Ritterburg

von | 29.11.2023 | Bilderbücher, Buchpranger

Ein Frosch verwandelt sich in einen Prinzen, eine Hexen-Katze lernt das Fliegen und ein goldener Apfel landet im Bauch eines Drachen: Das Wimmelbuch „Ein Jahr auf der Burg“ von Nikola Kucharska verspricht im Untertitel Drachen, Ritter und Sensationen und kann sogar noch mehr, finden Worteweberin Annika und ihr Sohn.

Im Bilderbuch begleiten wir die Ritterburg und ihre Bewohner*innen durch den aufregenden Alltag. Die Burg wird immer aus der gleichen Perspektive im Querschnitt gezeigt. Darin können wir wechselnde Zimmer einsehen und ein kleines Stück der Umgebung entdecken – wenn sich etwas verändert, fällt das beim Umblättern gleich ins Auge. Wir sehen Schnee, Regen, Sonne, aber auch fliegende Brandpfeile und brüchige und wiedererrichtete Burgmauern. Denn in einem Jahr kann viel passieren!

Ein Jahr voller Geschichten

Weil auf einer Ritterburg wirklich eine Menge Personen leben, leitet Nikola Kucharska in ihr Bilderbuch mit einer Doppelseite ein, auf der wir das Personal der Geschichte(n) kennenlernen können: die Magd, den Drachen, die Prinzessinnen, die Hexe und ihre Katze … In kurzen Texten erfahren wir mehr über die Figuren und erhalten auch einen groben Hinweis darauf, welche Geschichte mit der jeweiligen Figur verbunden ist. Auf den nächsten zwölf wimmeligen Doppelseiten können wir die Figuren wiederfinden und mitverfolgen, was ihnen im Verlauf eines Jahres widerfährt.

„Ein Jahr auf der Burg“ unterscheidet sich sehr von allen Wimmelbüchern, die wir bisher gelesen haben, weil es eine solche Fülle an Geschichten bündelt. Wenn wir das Buch lesen, sieht es meistens so aus: Der Dreijährige sucht sich auf der Vorstellungsseite eine Figur aus, die wir dann auf den folgenden Seiten immer wieder suchen. Gemeinsam reimen wir uns zusammen, was gerade passiert ist. Was wird aus dem besonderen Samen? Warum sieht der Barde so traurig aus? Woher kommen die Katapulte und was hat das wieder mit den (goldenen) Äpfeln zu tun? Dafür blättern wir hin und her, erklären und spekulieren.

Wow, was für eine Burg!

Klar, das fordert viel vom Kind und den Vorleser*innen: Wir müssen ganz aufmerksam sein, Fantasie und logisches Denken mitbringen. Daher eignet sich das Bilderbuch besonders gut ab 4 Jahren, aber bei uns funktioniert es mit ordentlicher Begleitung auch schon beim Dreijährigen. Und klar ist natürlich auch, dass ein Buch wie „Ein Jahr auf der Burg“ Kindern ganz viel gibt: Konzentration und Wahrnehmung werden trainiert, der sprachliche Ausdruck und das Erzählen gefördert, die Fantasie angeregt und nicht zuletzt auch das Wissen über die Zeit der Ritter erweitert.

Nikola Kucharskas witzige Illustrationen und die tollen Geschichten, die sich auf der Burg abspielen, machen außerdem riesigen Spaß! Die Zeichnungen im Comicstil sind in warmen Tönen gestaltet und zeigen zumeist sympathische Figuren mit gut erkennbarer Mimik, viele Details und lustige Szenen. Statt mit Wörtern kommen die Seiten nur mit diesen Bildern aus, in denen einzig einige Sprech- und Gedankenblasen zusätzliche Informationen liefern. Über „Ein Jahr auf der Burg“ gebeugt können wir stundenlang eingekuschelt auf dem Sofa sitzen und fabulieren. Es ist ein ganz besonderes Bilderbuch für alle kleinen und großen Ritter*innen.

Ein Jahr auf der Burg. Drachen, Ritter, Sensationen. Nikola Kucharska. Übersetzung: Marlena Breuer. Thienmann Verlag. 2023.


Annika Depping

Annika Depping

Als Chefredakteurin versucht Annika in der Bücherstadt den Überblick zu behalten, was mit der Nase zwischen zwei Buchdeckeln, zwei Kindern um die Füße und dem wuchernden Grün des Kleingartens im Nacken nicht immer einfach ist. Außerhalb der Bücherstadt ist Annika am Literaturhaus Bremen mit verschiedenen Projekten ebenfalls in der Welt der Geschichten unterwegs.

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