Wir feiern die Vielfalt

von | 26.09.2017 | Buchpranger, Gedankenkrümel

In Papua-Neuguinea spricht man 824 Sprachen. Elf davon sind Nationalsprachen. Wortklauberin Erika ist ganz fasziniert davon und blickt sich um in der spannende Welt der Sprachen.

Am 26. September ist der europäische Tag der Sprachen. Damit wird die Diversität der Sprachen in Europa im Besonderen, aber auch auf der Welt generell, gefeiert. Auch wenn Englisch sich als Kommunikationssprache weltweit bereits stark durchgesetzt hat, ist lokale Sprachenvielfalt in allen Regionen von großer Bedeutung. Darum ist es umso wichtiger, auch kleine Sprachen, die nur mehr von Minderheiten gesprochen werden, zu schützen.

Um diesem Schutz eine rechtliche Grundlage zu geben, wurde deshalb im Jahr 1996 die Allgemeine Erklärung der Sprachenrechte in Barcelona unterzeichnet. Sie lehnt sich an die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte an und sieht unter anderem vor, dass jedem und jeder erlaubt sein soll, seine / ihre Muttersprache zu sprechen.

Minderheiten und ihre Sprachen

Wenngleich es häufig einen langen Prozess und viele Verhandlungen braucht, um die Rechte einer Minderheitensprache durchzusetzen, findet sich eine ganze Reihe von Strategien, wie man die Frage nach den Rechten der Minderheitensprachen lösen könnte. So ist die Minderheitensprache Mirandés auf dem Hochplateau in Miranda de Douro seit 1999 die zweite Nationalsprache Portugals. Die italienischen Provinzen Aostatal, Südtirol-Trentino, Sardinien und Sizilien sind autonom, das heißt, zum Teil selbst verwaltet. In Südtirol macht dies den Erhalt der beiden Minderheitensprachen Deutsch und Ladinisch möglich. In Wales wird an Grundschulen und im Kindergarten Walisisch gesprochen – Zuziehende müssen spezielle Walisisch-Kurse besuchen, um dem Unterricht und den Gesprächen folgen zu können.

Auch im kleinen, familiären Raum, kann man viel bewirken: Eine Angehörige der Inari-Saami hat begonnen, das fast ausgestorbene Inari-Saami mit ihren Enkeln zu sprechen, um die Sprache vor dem Aussterben zu retten. Doch neben diesen vielen Erfolgsgeschichten lässt sich das Aussterben von Sprachen kaum verhindern: So haben einige der Saami-Sprachen in Skandinavien nur noch wenige Sprecherinnen und Sprecher, und die Sprachen der Roma und Sinti sind von nationalen Gesetzgebungen abhängig.

Staaten, Sprachen und ihre Anerkennung

Jeder Staat hat eigene Strategien im Umgang mit den Minderheiten, die dort leben, und sie sind nicht immer produktiv für den Erhalt dieser Sprachen. So werden bis heute weltweit einige sprachliche Minderheiten unterdrückt und ihre Sprache verboten – dies tritt häufig als Begleiterscheinung totalitärer Regimes auf, wie der Fall der Sowjetunion beweist, in der Russisch als einzige Sprache durchzusetzen versucht wurde.

Die Allgemeine Erklärung der Sprachenrechte ist zwar nicht offiziell von der UNESCO anerkannt, das macht sie jedoch nicht weniger bedeutend. Während Englisch zunehmend zu einer allgemeinen Kommunikationssprache wird, ist es von großer Bedeutung, auch die kleinen und bedrohten Sprachen zu erhalten. Dabei ist es auch wichtig, die Diskussion, ab wann eine Sprache als Sprache zählt, weiterzuführen. Varietäten und Dialekte werden nur selten in der Diskussion um Minderheitensprachen beachtet – dabei ist auch das Plattdeutsche ein wichtiges Kulturerbe, das erhalten werden sollte!

Zum Weiterlesen:

  • Assembleia da república. 29/01/1999. Reconhecimento oficial de direitos linguísticos da comunidade mirandesa. Diário da República N°24. (Dieses Dokument aus dem Jahr 1999 erklärt Mirandés zu einer offiziellen Amtssprache Portugals.)
  • Kugel, Seth. 17/01/2012. In Portugal, Mirandese Spoken Here – and Only Here. Frugal Traveler. NewYorkTimes Blog.
  • Galdu.org/Johansen, Harry. Sámigiella – an Arctic nature language – the Sami language. Galdu.org Resource Centre for the Rights of Indigenous Peoples. (Diese kurze Dokumentation setzt sich mit den Saami-Sprachen auseinander und zeigt Möglichkeiten auf, wie sie erhalten werden können.)
  • Kivelä, Suvi (dir.). 2012. Reborn. (Eine Großmutter beginnt, die Inary (Aanaar) Sami-Sprache wiederzubeleben, indem sie mit ihren Enkeln ihre Muttersprache zu sprechen beginnt.)
  • Morys, Sioned (prod.). 2015. Make me Welsh. BBC. (Diese Dokumentation erklärt, wie Walisisch erhalten bleibt.)
  • Allgemeine Erklärung über die Sprachenrechte (Englisch), 1996, Barcelona.
  • Informationsseite der Europäischen Kommission zum Europäischen Tag der Sprachen.

 

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Das Bücherstadt Magazin wird herausgegeben vom gemeinnützigen Verein Bücherstadt. Unter dem Motto "Literatur für alle!" setzt sich die Redaktion mit der Vielfalt der Literatur im Sinne des erweiterten Literaturbegriffs in verschiedenen medialen Aufbereitungen auseinander.

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