Der neue Roman von Bestsellerautor Nicholas Sparks hat Seitentänzerin Michelle-Denise zwischen entspannter und angespannter Lesestimmung hin- und hergeworfen. Und begeistert.
Colby, ein junger Farmer aus North Carolina, lässt das erste Mal seinen Hof in der Obhut seiner Tante und seiner Schwester, um Urlaub in Florida zu machen. Zwei Wochen abschalten und nur eines machen: Musik. Angekommen in Florida lernt er recht schnell die Sängerin Morgan kennen und die beiden verlieben sich ineinander. Trotz aller Unterschiede.
Zeitgleich ist Beverly, Mutter eines 6-jährigen Sohnes, auf der Flucht vor ihrem gewalttätigen Mann. In einem kleinen Dorf findet sie Unterschlupf und etwas, dass sie seit Langem vermisst hat: Ruhe. Aber der Schein trügt, denn Beverly bemerkt, dass sie wieder verfolgt wird. Die Idylle scheint ein jähes Ende zu nehmen.
Zeitgleiche Abläufe
Nicholas Sparks verknüpft in seinem neuen Roman „Im Traum bin ich bei dir“ zwei Schicksale miteinander, die unterschiedlicher nicht sein können. Während Colby sich das erste Mal in seinem Leben von der Arbeit erholen und sich der Musik widmen kann, befindet sich Beverly, seit der überstürzten Flucht vor ihrem Mann, unentwegt in einer körperlichen Anspannung, die sie zu zerstören droht. Colby findet die Liebe seines Lebens. Beverly flüchtet vor ihr, nachdem sie trotz starker Gefühle, ihrem Sohn zuliebe, nur diesen Ausweg sieht. Die beiden Geschichten finden zeitgleich statt und werden abwechseln aus den jeweiligen Sichtweisen von Colby und Beverly erzählt.
Feel-Good-Roman und Thriller
Die Geschichte um Colby wirkt entspannt und losgelöst. Man spürt beim Lesen förmlich, wie ihm die Sonne Floridas auf die Haut scheint und er sein Leben endlich genießen kann. Fernab des Alltags, fernab möglicher Sorgen. Seine Passagen machen den Eindruck eines Feel-Good-Romans mit heimeliger Atmosphäre. Einfach eine schöne, entspannte Liebesgeschichte.
Beverlys Schilderungen katapultierten mich in eine komplett andere Atmosphäre. Ihr Schicksal erinnerte zunächst stark an „Wie ein Licht in der Nacht“ (einen früheren Roman von Sparks). Ich konnte mir aber nicht vorstellen, dass Sparks solch eine Geschichte noch einmal in ähnlicher Form erzählen würde … Und ich sollte Recht behalten. Etwas ist anders an dieser Geschichte. Beverly ist zwar auf der Flucht, aber sie nimmt ihre Tarnung nicht allzu ernst. Mal achtet sie penibel darauf, nicht erkannt zu werden, dann wieder begleitet sie ihren Sohn ohne Perücke zum Schulbus. Ihre Kapitel sind beklemmend. An jeder Ecke vermutet die Protagonistin eine Bedrohung zu sehen. Ich fühlte beim Lesen immer eine gewisse Anspannung und konnte mir einfach nicht erklären, wie und wann Sparks noch den Bogen kriegen würde, um Beverlys und Colbys Leben miteinander zu verbinden.
Raffiniertes Ende
Zugegeben, ich hatte relativ schnell eine Vermutung, um wen es sich vielleicht bei Beverly handeln könnte, aber ich lag komplett daneben. Erst knapp 100 Seiten vor Ende des Buches beginnen sich die beiden Leben miteinander zu verknüpfen und diese Verbindung ist tatsächlich brillant. Sparks schafft es, einen Feed-Good-Roman mit einem Thriller zu verbinden und aus den letzten Seiten etwas ganz eigenes zu schaffen, dass in ein Drama mündet. Ich war bis zum finalen Satz gefesselt und habe mit der schlussendlichen Wendung auf den letzten Seiten des Epilogs nicht mehr gerechnet.
„Im Traum bin ich bei dir“ ist eine komplexe Geschichte über Liebe, Familie und Traumata, die berührt.
Im Traum bin ich bei dir. Nicholas Sparks. Übersetzung: Astrid Finke. Heyne. 2022.
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