Wenn man sagt, Bov Bjergs Coming-of-Age-Roman „Auerhaus“ habe in Deutschland ziemlich abgeräumt, dann ist das wohl nicht übertrieben. Während Bremens 40. Literarischen Woche war Bjerg nun in der Hansestadt und hat nicht nur aus seinem Roman gelesen, sondern der Moderatorin Elke Schlinsog vom Nordwestradio auch noch einige spannende Fragen beantwortet. Worteweberin Annika ist dabei gewesen.
Vom Lego-Wettbewerb zum Auerhaus
Aus Biografien und Preisen macht sich Bjerg nicht besonders viel. Dazu scheint er in seiner etwas ausgewaschenen Jeans und der blauen Fleecejacke auch gar nicht der Typ zu sein, wie er etwas linkisch neben Elke Schlinsog auf dem Podium sitzt. Auf seiner Internetseite verweist Bjerg auf eine „Lobende Erwähnung beim Lego-Wettbewerb der Kreissparkasse Göppingen“, danach „lange nix“. Für Bjerg ist der direkteste Weg eben der Umweg, erklärt er dazu.
Mit Auerhaus hat er jetzt aber einen richtigen Erfolg gelandet. Der Blumenbar Verlag brachte nach vielen fantastischen Kritiken aller großen Tageszeitungen im Dezember bereits die fünfte Auflage des Romans auf den Weg. Damit hatten der Autor und auch sein Lektor nicht unbedingt gerechnet. Insbesondere der Name „Auerhaus“ war für diesen ein Problem gewesen. Dieser Name entwickelte sich erst während des Schreibens, erzählt Bjerg. Anfangs sollte das Projekt „Axtroman“ heißen, schließlich ist die Axt sowas wie ein Leitmotiv in der Geschichte von Höppner Hühnerknecht und seinen Freunden. Später kam die Idee zum Auerhaus, der Anspielung auf den Song von Madness. Damit, so vermutete der Lektor, könne man doch aber nur „alte Säcke“ anlocken.
Das Auerhaus als begeisternde Utopie
Das ist dann aber doch etwas anders gekommen. Warum? Bjerg versucht sich die Resonanz mit der sehr solidarischen Geschichte zu erklären. „Heute haben die Leute die Schnauze voll von Konkurrenzkämpfen und Missgunst“, sagt er. So etwas gibt es im Auerhaus nicht, es ist eine Utopie, allein schon deswegen macht das Lesen Spaß.
Auch Moderatorin Schlinsog ist ganz begeistert vom Auerhaus und gerät sogar richtig ins Schwärmen, vom Ton, dem leisen, läppischen, linkischen und nackten, von dem Gefühl, wieder 16, 17 oder 18 zu sein, den außergewöhnlichen Dialogen, den 80er-Wörtern, wie zum Beispiel „Zentralverriegelungs-Axel“. Von alledem bekommt das Publikum einen Eindruck, als Bjerg zwei große Abschnitte aus „Auerhaus“ vorliest. Schlinsogs Lob scheinen da alle verstehen zu können, jedenfalls wird herzlich gelacht, geschmunzelt und gegrinst. Bjerg präsentiert sich als sehr guter Leser und bereitet zudem durch seine Stimmenimitationen viel Freude.
Und wie steht es bei so pointierten Dialogen mit einer Verfilmung? Ja, auch dafür gebe es schon Anfragen, erzählt Bjerg, und es sieht damit wohl gar nicht so schlecht aus. Wem also „Auerhaus“ gefallen hat, der kann sich schon jetzt darauf freuen, bald noch mehr davon zu sehen zu bekommen.
Die Literarische Woche
Bremens 40. Literarische Woche steht unter dem Thema „Generation im Aufbruch – Von den Schwierigkeiten des Erwachsenwerdens“, und davon erzählt ja auch Bov Bjerg in „Auerhaus“. Die Lesung fand am 25.01. im Waller Saal der Stadtbibliothek Bremen statt und wurde von der Stadtbibliothek in Kooperation mit der Rudolf-Alexander-Schöder-Stiftung organisiert. Die Stiftung verleiht jährlich den Bremer Literaturpreis, sowie seit 1977 auch den Förderpreis des Bremer Literaturpreises. Beide Preisträger werden von einer siebenköpfigen Jury gewählt, die unter anderem aus Redakteuren und Literaturwissenschaftlern bestehen. Dieses Jahr wurde der Literaturpreis an Henning Ahrens für seinen Roman „Glantz und Gloria“ verliehen, Matthias Nawrat erhielt den Förderpreis für „Die vielen Tode unseres Opas Jurek“. Neben der Preisverleihung wurden während der Literarischen Woche verschiedene Lesungen in Bremen gehalten, unter anderem von Julia Klüssendorf und Frank Witzel, aber natürlich auch von den Preisträgern.
Mehr über „Auerhaus“ könnt ihr außerdem bei den Feuilletönen erfahren: www.feuilletoene.de.
Ja, sowohl das „Auerhaus“, als auch „Die vielen Tode unseres Opas Jurek“ gehören zu den schönsten Leseerlebnissen des Jahres 2015.
Ich habe das Buch gerade hier herumliegen und nehme es bald in Angriff!
Ich habe mir das Buch jetzt zum Geburtstag gewünscht und bin gespannt! 🙂
„Die vielen Tode unseres Opas Jurek“ habe ich leider noch nicht gelesen, aber bei „Auerhaus“ stimmt das auf jeden Fall! Also ganz viel Spaß beim Lesen 🙂