Jeder bastelt sich seinen eigenen Gott

von | 19.11.2015 | Belletristik, Buchpranger

Wer A. Lee Martinez kennt, weiß eigentlich, worauf er sich einstellen kann: auf nichts. Denn bei Martinez wirkt jedes Buch wie das Betreten eines Abenteuerparks, welcher, während man ihn Betritt, im Begriff ist seine Hauptmotive zu wechseln und dabei den anderen Attraktionen einen neuen Anstrich zu verpassen. Genauso verhält es sich auch in dem knapp 400 Seiten starken Roman „Gott im Unglück“.

Wir erleben eine Welt, in der es absolut normal ist, Götter anzubeten, in ihrer Gunst zu steigen und sich damit das Leben ein wenig leichter oder aufregender zu gestalten. Manche Leute sehen diesen Lebensumstand der Gottlosigkeit als normal an. So auch Teri und Phil, ein verheiratetes Pärchen, welches sich bis dato geweigert hat, einem Gott zu huldigen. Sie leben glücklich, haben ihr kleines Häuschen, ihre geregelten Jobs und sind mit ihrem Ottonormalverbraucher Leben sehr zufrieden.
Bis Phil in der Jobhierarchie übergangen wird und Teri sich auch wünscht, dass ihr Leben ein wenig anders verläuft. Nun sind sich beide einig: sie brauchen einen eigenen Gott. Auch sind sie sich sicher, dass es kein Blutopfer fordernder oder psychopathischer Gott ist, dem man sich völlig hingeben und aufopfern muss. Sie wollen ein bisschen Glück. Also ab ins Internet und einen Gott raussuchen und bestellen. Da kommt Luca, der Gott des kleinen Glücks, gefangen in dem Körper eines Waschbären und gekleidet in ein Hawaiihemd, gerade recht.
Unerwartet zieht er bei ihnen ein, anstatt eine Götzenstatur da zu lassen. Neben seinen Sachen, die er wie selbstverständlich in die Wohnung bringt, kommen auch Freunde, die auch nicht gleich verschwinden. Und wer so viele Freunde hat, wird gewiss auch Feinde und verzweifelte Exfreundinnen haben. Dass dies bei Göttern ein wenig anders abläuft und die Anhänger da unweigerlich mit hineingezogen werden, steht wohl außer Frage. So beginnt der Wettlauf um das Glück gegen das Unglück der anderen. Ein typischer Martinez mit einem Hang zum Absurden – jedoch verliert er dabei ein wenig die Geschichte.

Diungo

Gott im Unglück, A. Lee Martinez
Karen Gerwig (Übersetzer), Piper, 2012

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Das Bücherstadt Magazin wird herausgegeben vom gemeinnützigen Verein Bücherstadt. Unter dem Motto "Literatur für alle!" setzt sich die Redaktion mit der Vielfalt der Literatur im Sinne des erweiterten Literaturbegriffs in verschiedenen medialen Aufbereitungen auseinander.

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