Nikolai Gogols Novelle „Der Mantel“ (russ. Шинель) wurde 1842 veröffentlicht und seit 1926 mehrmals verfilmt. Der russische Trickfilmer Juri B. Norstein arbeitet seit 1981 an einer Trickfilmreihe, welche Spielfilmlänge umfassen soll. Allerdings wurde er aufgrund seiner langsamen und perfektionistischen Arbeitsweise entlassen, weshalb das Projekt unter fehlender Finanzierung leidet. – Von Zeichensetzerin Alexa
Das vorliegende Hörbuch wird von Klaus Herm gelesen. Anfangs noch etwas gewöhnungsbedürftig, kann man sich im Laufe der Geschichte jedoch auf die heisere, langsame Stimme einlassen. Man versteht schließlich auch die Wahl des Vorlesers, denn beim Ich-Erzähler der Geschichte handelt es sich um einen alten Mann, der dem Zuhörer die Geschichte von Akakij Akakijewitsch und dessen Mantel erzählt. So witzig der Name des Protagonisten auch klingen mag – die Geschichte ist es nicht. Der verarmte Beamte sieht den Sinn seines Lebens in seiner Aufgabe, Abschriften zu machen. Er macht seine Arbeit sehr ordentlich und ohne jegliche Rechtschreibfehler. Er liebt seine Arbeit so sehr, dass er an nichts anderes mehr denkt und sich beim Einschlafen fragt, welche Abschriften ihm „Gott wohl morgen bringen werde“.
Als er den alten Mantel findet, ist er jedoch wie verändert. Es ist ihm plötzlich, als habe er einen Lebensgefährten gefunden, der ihn nicht nur wärmt, sondern auch glücklich stimmt. Doch der Mantel ist alt und fällt beinahe auseinander, selbst der Schneider kann ihn nicht mehr retten. Und so muss ein neuer Mantel her. Akakij Akakijewitsch, der nicht das nötige Geld dazu hat, beginnt zu hungern und das Geld, das er verdient, für den Mantel wegzulegen. Wie glücklich ist er, als er sein „Lebensziel“, wie er es selbst bezeichnet, erreicht und den Mantel an sich nehmen darf. Doch währt das Glück nicht lange, denn noch in derselben Nacht wird ihm ebendieser Mantel gestohlen…
Glück und Unglück sind so nah beieinander wie Gerechtigkeit und Ungerechtigkeit. Gogol zeigt in seiner Novelle, dass das, was man anderen antut, auch wieder auf einen zurückkommt. So nimmt die Geschichte ihren Lauf und das Blatt wendet sich. Damit ist die Novelle „Der Mantel“ ein kleiner Beweis, dass es so etwas wie Gerechtigkeit wohl doch gibt.
Der Mantel. Nikolaj Gogol. Sprecher: Klaus Herm. Argon Verlag. 2004.
[tds_note]Ein Beitrag zum Leseprojekt “Russische Literatur”.[/tds_note]
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