Preis der Leipziger Buchmesse 2015

von | 16.03.2015 | Buchpranger

Am Donnerstag hat Buchstaplerin Maike sich die Preisverleihung zum Preis der Leipziger Buchmesse angeschaut und ist nicht nur von einer Pianistin an der Violine, sondern auch von der Liebeserklärung an eine unterschätzte Gattung überrascht worden.

Dass Buchmessen ein Gewühl bibliophiler Menschen sind, ist bekannt. Der abgesperrte Bereich für die Presse zur wichtigsten Preisverleihung auf der Leipziger Buchmesse fühlt sich dagegen an wie ein ganz anderer Ort. Die Luft vibriert von den Gesprächen der Journalisten, auf den Smartphones sieht man links und rechts Tweets, die nur darauf warten, mit den Namen der Preisträger vervollständigt und abgeschickt zu werden. Und der Bücherstadt Kurier ist mittendrin.
Während der Countdown läuft, ziehen auf dem Großbildschirm die Preisträger der vergangenen Jahre und die Nominierten von 2015 an uns vorbei. Als die Preisverleihung beginnt, erörtert der Jury-Vorsitzende Hubert Winkels, was das „komplizierte Geflecht“ der Literatur ausmacht. Klar ist: Das Reden über Bücher ist „Teil der Buchkultur selber“, und als Bücherstädterin kann ich nur zustimmend nicken. Dann folgt der Teil, auf den wir alle warten – der erste Preis wird vergeben…

Jubel bricht aus, als verkündet wird, wer in der Kategorie Übersetzung gewinnt: Mirjam Pressler für die Übersetzung von Amos Oz‘ „Judas“ aus dem Hebräischen. Der Autor selbst lobt seine Übersetzerin, denn ihre Arbeit sei es, ein Violinenkonzert auf dem Piano zu spielen – und Pressler selbst sei eine große Pianistin.

Die Begeisterung ist etwas verhaltener, als der Preisträger in der Kategorie Sachbuch/Essayistik verkündet wird: Philipp Ther mit „Die neue Ordnung auf dem alten Kontinent. Eine Geschichte des neoliberalen Europa“.

Als letztes erscheinen auf dem Bildschirm Buchcover, die ich nur zu gut kenne: Die fünf Nominierten in der Kategorie Belletristik werden nacheinander vorgestellt. Und es geschieht etwas, das es zum ersten Mal in der Geschichte des Preises der Leipziger Buchmesse gibt: Ein Lyrikband wird ausgezeichnet. Jan Wagner, Autor der „Regentonnenvariationen“, beschreibt sich als sprachlos – etwas, das sich nicht gehöre für jemanden, der schreibt, sagt er und lobt die „reichhaltige Lyrikseele in Deutschland“. Ein Eindruck, der in der Laudatio nur bestärkt wird. Lyrik sei die Gattung, die von den Lesern am meisten unterschätzt würde, dabei sei sie doch eine Königsdisziplin. Und die „Regentonnenvariationen“ sind in dieser Hinsicht unbedingt einen Blick wert, begeistern sie doch mit „Flora, Fauna und menschlichen Debakeln“, in einer Weise, die „auf der Zunge zergeht“. Ein Plädoyer für die Lyrik, das Lust auf mehr macht.

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Das Bücherstadt Magazin wird herausgegeben vom gemeinnützigen Verein Bücherstadt. Unter dem Motto "Literatur für alle!" setzt sich die Redaktion mit der Vielfalt der Literatur im Sinne des erweiterten Literaturbegriffs in verschiedenen medialen Aufbereitungen auseinander.

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