Schwarz in allen Farben!

von | 24.04.2022 | #OwnVoicesBK, Buchpranger, Kinder- und Jugendbücher, Specials

Sechs Autorinnen feiern in „Blackout” die Liebe Schwarzer Teenager in allen Facetten – so gut, dass sogar Bücherstädterin Vera, erklärter Romantik-Muffel, hin und weg ist!

In New York gehen die Lichter aus. Der Strom ist weg und überall in der Stadt versuchen Schwarze Teenager, das Beste daraus zu machen – Probleme und Gefühlschaos vorprogrammiert. Happy End? Nicht ausgeschlossen! Sechs Schwarze Autorinnen erwecken mit sechs inhaltlich zusammenhängenden Kurzgeschichten die Vielfalt zum Leben, wie Schwarze Jugendliche Liebe und Beziehungen erleben, während die Metropole stillsteht.

„Wir erleben hier voll den historischen Moment. Ich meine, ernsthaft jetzt, von dem Tag heute werden wir später mal unseren Kindern erzählen!” (S. 128)

Tammi muss ausgerechnet mit ihrem Exfreund zu Fuß nach Hause gehen. Auf dem langen Weg kommen alte Konflikte und auch Gefühle wieder hoch. Tremaine muss noch damit zurechtkommen, dass er auf Jungs steht. Was also, als sein Crush und er in derselben U-Bahn feststecken und sie feststellen, dass sie mehr gemeinsam haben, als Tremaine dachte? Nella will nur bei ihrem Opa im Altenheim nach dem Rechten sehen. Dass ihr dort die quirlige Aushilfe Joss und deren Therapiehund begegnet, war nicht eingeplant. Auch nicht, dass Joss Nella den Kopf verdreht!

Lana streitet sich mit ihrem besten Freund darüber, welches Buch das beste ist. Kann sie ihm in der stockfinsteren Bibliothek endlich gestehen, was sie eigentlich für ihn fühlt? Kayla ist auf Klassenfahrt. Und jetzt steckt sie in einem Doppeldeckerbus fest, mit ihrem Boyfriend und dem neuen Mitschüler, den sie eigentlich auch ziemlich süß findet. Muss sie sich nun entscheiden? Und Grace will nur zu der Party, um ihrem Ex gehörig die Meinung zu sagen, und ihn zurückzugewinnen. Warum versteht sie sich also so gut mit dem Fahrer der Taxi-App?

„Wir schweigen eine Weile und überlassen es New York, die Stille zu füllen.” (S. 235)

„Blackout” ist eigentlich keine Kurzgeschichtensammlung, sondern ein episodenhafter Roman, der gleichzeitig eine Liebeserklärung an New York und die Vielfalt der Schwarzen Community ist. Dabei haben die Geschichten mehr gemeinsam als nur den Stromausfall: Charaktere kommen übergreifend vor, und nach und nach wird klar, dass alle Fäden auf der großen Party zusammenlaufen müssen. Doch es ist ein Wettlauf mit der Zeit: Kommen die Teenager dort an, bis der Strom wieder da ist, oder wird es bald dunkel und die Stadt so gruselig wie beim großen Blackout in den Siebzigern?

Die Autorinnen bauen erfrischend selbstverständlich Queerness mit ein, sowohl bei den Haupt- als auch bei den Nebenfiguren, und lösen damit das Versprechen ein, dass sich alle Schwarzen Kids in den Liebesgeschichten mit Happy End wiederfinden können. Es ist auch das erste Mal, dass ich in einem Roman das Singular They gelesen habe, das im Englischen schon länger unter anderem als Pronomen für nichtbinäre Menschen verwendet wird. Mehr davon für das deutsche Jugendbuch!

Das Buch an sich lässt sich schnell weglesen und hinterlässt ein leichtes, wenn auch manchmal etwas kitschiges Gefühl – das allerdings dadurch gemildert wird, wie nachdenklich und kritisch mit Themen wie Alltagsrassismus, Queerfeindlichkeit oder toxischer Männlichkeit umgegangen wird. Das macht „Blackout” zu einem bunten, optimistischen Buch. So bildet es auch einen Gegenpol zu schwereren Romanen wie „The Hate U Give” (Angie Thomas, Autorin einer der Kurzgeschichten) oder „Dear Martin” (Nic Stone, ebenfalls mit einer Story in „Blackout” vertreten).

Fazit: Eine umfassend romantische und optimistische Liebesgeschichten-Sammlung, die zeigt, dass Schwarz sich aus allen Regenbogenfarben zusammensetzt.

Blackout: Liebe leuchtet auch im Dunkeln. Dhonielle Clayton, Tiffany D. Jackson, Nic Stone, Angie Thomas, Ashley Woodfolk, Nicola Yoon. Aus dem Amerikanischen Englisch von Anja Galić und Katarina Ganslandt. Cbj. 2021.

[tds_note]Ein Beitrag zum Themenjahr #OwnVoicesBK. Hier findet ihr alle Beiträge.[/tds_note]

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Das Bücherstadt Magazin wird herausgegeben vom gemeinnützigen Verein Bücherstadt. Unter dem Motto "Literatur für alle!" setzt sich die Redaktion mit der Vielfalt der Literatur im Sinne des erweiterten Literaturbegriffs in verschiedenen medialen Aufbereitungen auseinander.

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