Wer bereits einen Stromausfall erlebt hat, weiß wie hilflos man sich vorkommt. Sei es die Kaffeemaschine, die nicht funktioniert, der Herd oder das Licht – wenn man all die Dinge, die man täglich so selbstverständlich gebraucht, plötzlich nicht mehr nutzen kann, versteht man die Ausmaße unserer Abhängigkeit von der Stromversorgung. Und wenn diese nicht mehr gesichert ist, geht das System, in dem wir uns befinden, den Bach runter. Wie genau diese dystopische Vorstellung aussehen kann, zeigt uns Marc Elsberg in seinem Werk „Blackout – Morgen ist es zu spät“. – Von Zeichensetzerin Alexa
Die Handlung beginnt in Italien: Als der Strom ausfällt, glaubt Protagonist Piero Manzano es würde sich um einen vorübergehenden Fall handeln. Allerdings hält das Problem länger an als vermutet und das nicht nur in Italien, sondern auch in anderen Ländern. Manzano beginnt zu recherchieren und stößt dank seiner Informatik Kenntnisse auf verdächtige Spuren im Netz. Seine Vermutung, es handele sich hierbei um einen Hackerangriff, will ihm zunächst keiner glauben. Die Welt gerät in der Zwischenzeit scheinbar aus den Fugen, auch wenn Kommissar Bollard versucht, das Problem schnellstmöglich zu lösen.
Die Schäden, die sich aus dem Stromausfall ergeben, sind groß: Die medizinische Versorgung kann nicht mehr gewährleistet werden, die Beschaffung von Nahrung wird immer schwieriger, Kälte und Hunger machen der Bevölkerung zu schaffen. Als die Medien auch noch von Terrorismus zu sprechen beginnen, breitet sich Panik aus. Nun gerät alles außer Kontrolle, jeder kämpft ums eigene Überleben. Die „Grundlagen der Zivilisation“ sind zerstört und es bedarf eines neuen Systems, eines, das in einer derzeitigen Situation schier unmöglich ist. Treffend wird geäußert: „Die Lage war so finster wie die Nacht vor den Fenstern.“
Steffen Groth liest die Geschichte emotional und stets der geschilderten Situation entsprechend. Der Wechsel zwischen Spannung, Ruhe und Bedrückung gelingt ihm spielend. Tonfall und Artikulation sind dem jeweiligen Protagonisten angepasst und überzeugen mit der damit verbundenen individuellen Darstellung.
„Blackout“ wird sowohl als gekürzte als auch ungekürzte Hörbuch-Ausgabe angeboten. Ich entschied mich, um Geld zu sparen, für die gekürzte Version. Leider wurde damit auch ein gewisser Teil der Hörfreude mit gekürzt, da man die fehlenden Stellen beim Hören bemerkt. Immer wieder wird in der Geschichte auf Situationen eingegangen, die geschehen sein müssten, von denen der Hörer allerdings nichts weiß. Manchmal fühlt man einen Schnitt in der Geschichte, um dann in eine Situation geworfen zu werden, die erst hätte aufgebaut werden müssen. Demnach ist die gekürzte Version weniger zu empfehlen, auch wenn alles andere stimmig ist.
Wer sich für die Themen „Überwachung“ und „Datenmanipulation“ interessiert, kann weitere Rezensionen in der aktuellen Ausgabe des Bücherstadt Kuriers finden. Zu empfehlen ist außerdem der Artikel „Vorsicht ansteckend: Paranoia“ (brasch & buch) und das Leseprojekt „Schöne neue, paranoide Welt“ (Kaffeehaussitzer).
Blackout – Morgen ist es zu spät. Marc Elsberg. Sprecher: Steffen Groth. Random House Audio. 2013.
Zur Hörbuch Fassung vermag ich mich nicht zu äußern. Aber für das Buch zu begeistern: http://thomasbrasch.wordpress.com/2014/07/30/vorsicht-ansteckend-paranoia/
Ein sehr interessanter Artikel! Ich verlinke ihn mal im Beitrag. 🙂 (Alexa)