Das Buch „Monster: Enzyklopädie des Wunderbaren“ führt die Lesenden in die Welt der Monster ein. Geschichtenzeichnerin Celina hat sich dem Schrecken angenommen, wobei ein Abschnitt sie besonders erschaudern ließ.

In diesem großformatigen Buch werden zahlreiche Monster aus verschiedenster Literatur, Mythologie und dem lovecraft‘schen Universum dargestellt. Ebenso werden „menschliche Geschöpfe als Jahrmarktmonster“vorgestellt. Darunter sind etwa „siamesische Zwillinge“, eine Frau mit Bart und ein kleinwüchsiges Mädchen. Nur zwei Doppelseiten weiter unter der Überschrift „Was einen zum Monster macht“ steht: „Manche Monster werden als solche geboren, mit Missbildungen aufgrund von Krankheiten oder genetischen Störungen. Andere werden dazu, weil sie die Opfer anderer oder der Gesellschaft werden, und ihre Verwandlung ist oft ungewollt und irreversibel.“

Dieser Abschnitt verschlägt einem die Sprache. Anders formuliert wird hier definiert, dass Menschen mit einer körperlichen Behinderung Monster seien. Das so auszudrücken ist weder inklusiv noch hat das irgendetwas mit Gleichstellung zu tun. Das ist eindeutig ableistisch.

Für Kinder?

In einem Kommentar von Maren Bonacker (Gießener Allgemeine Zeitung) steht zum Buch: „›Monster‹ ist nicht einfach ein grandios illustriertes Buch über Fabeltiere, es ist ein Plädoyer an unsere Gesellschaft, niemanden gedankenlos zum Monster zu machen.“ Dabei kann angenommen werden, dass sich der Kommentar auf die Geschichte des Jungen Lucas bezieht, die in Versatzstücken auf vier Seiten wie ein roter Faden durch das Buch führt.

Verkürzt dargestellt, sieht sich der Junge erst als Monster und wird scheinbar auch von anderen als solches wahrgenommen. Er trägt – und das ist wahrscheinlich symbolisch gemeint – ein Monsterkostüm. Doch schlussendlich lässt er dieses fallen und hat darunter einen bunten Pullover an. Er merkt, dass er sich nicht mehr verstecken muss, weil er scheinbar einen neuen Freund gefunden hat, der ihn verteidigt, indem er einem anderen Kind einen „Klapps auf den Hinterkopf“ gibt.

Trotz dieser positiv dargestellten und dennoch im Kontext einer Enzyklopädie schwer einzuordnenden Nebengeschichte bleibt der vorgestellte Passus erhalten, Menschen mit körperlicher Behinderung als Monster zu klassifizieren. Was umso schwieriger erscheint, da das Buch so aufbereitet ist, dass es sich mit seinen Illustrationen und der Art der Formulierungen für ältere Kinder anbietet. Somit kann früh ein falsches Bild vermittelt werden. Stände über diesem Abschnitt als Überschrift beispielsweise „vermeintliche Monster“, um aufzuklären, wäre damit eine andere Aussage getroffen. Doch in dieser Form ist dieses Buch leider nicht zu empfehlen.

Schöne Gruselillustrationen

Besonders die großformatigen Bilder zu etwa „die Riesenkrake“ oder „das Monster von Loch Ness“ sind beeindruckend. Diese wirken wie gemalt und haben eine optische Tiefe. Durch ihre düsteren Farben transportieren diese Abbildungen eine schaurige und passende Stimmung. Dennoch haben einige Zeichnungen etwas „Niedliches“ an sich, was meist durch die großen Augen zum Ausdruck kommt. Manoukians Illustrationen können sich sehen lassen. Schade, dass die optischen und erzählerischen Aspekte hier auseinandergehen.

Monster: Enzyklopädie des Wunderbaren. Sébastien Perz. Illustration: Stan Manoukian. Übersetzung: Edmund Jacoby. Jacoby&Stuart. 2023.

Celina Ziebarth

Celina Ziebarth

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