Seit 2005 wird der Preis der Leipziger Buchmesse für Belletristik, Sachbücher und Übersetzungen vergeben. In diesem Jahr hat Buchstaplerin Maike die Nominierten in der Kategorie Belletristik vorab unter die Lupe genommen.

Umringt von Regalen voller Pergamentrollen, Schriftstücken und Büchern wandert ihr durch den erstaunlichen Stadtteil des Buchprangers. Zum Stöbern und Verweilen laden sie ein, die Plätze und Nischen rund um die wertvollen Stücke, die in liebevoller Arbeit gesammelt wurden. Am Buchpranger seht ihr Texte, die auf ihr Urteil gewartet haben …
Finster-kalte Märchenstunden
Nach einem Roman über das Erzählen von Geschichten kommt nun einer rund um alt bekanntes Volksgut, das Diana Menschig neu erzählt. Ihre Version von „Hänsel und Gretel“ betrachtet den Märchenstoff aus einer etwas anderen Perspektive.
Genie, Hexenjagd und viel aufgewirbelter Staub
Seit ein paar Jahren hat die Öffentlichkeit Alan Turing und seine tragische Lebensgeschichte wiederentdeckt. Der „Vater des Computer“, wie der geniale Mathematiker genannt wird, hat erst kürzlich den Film „The Imitation Game“ inspiriert. Dass nicht alle Werke auf dem Markt, die den Turing-Hype nutzen, entstaubt werden müssen, zeigt Buchstaplerin Maike.
Für den kleinen Knabberspaß
Erneut begebe ich mich in die gruselige Gedankenwelt von Autor A. Lee Martinez, der einen eigenen Sinn für Humor besitzt und gerne gewillt ist, damit um sich zu werfen wie andere mit fertig gekauten Kaugummis. In „Die Kompanie der Oger – Sterben und sterben lassen“ bewegen wir uns eindeutig im Fantasymillieu, in dem es vor Klischees nur so wimmelt.
Holpriger Klansmann
Über 500 Seiten versucht Royce Buckingham den Spagat zwischen High Fantasy, Dark Fantasy und der kindlichen Naivität eines Märchenerzählers. Insgesamt ist das Buch mit einigen guten und neuen Ideen bestückt, von denen andere Autoren sich gerne mal inspirieren lassen können. Die Art und Weise es so in Worte zu kleiden, zeigt jedoch gravierende Mängel.
Schlaflos
Wer kennt das nicht: Unruhige Nächte, in denen man sich im Bett hin und her wälzt, geplagt von Gedanken, die man nicht vertreiben kann. Sorgen, Ängste oder Aufregung befallen einen und rauben einem den Schlaf. Ulrike Kolb, die selbst unter Schlaflosigkeit litt, thematisiert dieses Problem in ihrem Roman „Die Schlaflosen“.
Mit großem Sturm ins Finale
Drei Bände lang hat Alexey Pehov mit seiner „Die Chroniken von Hara“-Reihe Spannung aufgebaut, Charaktere zum Spielball verschiedener Mächte gemacht und einen Krieg heraufbeschworen, der keine Sieger kennen kann. Mit „Sturm“ wurde ein absolut lesenswerter und spannender Abschluss zur Hara-Reihe geschrieben.
Gegen das Vergessen: Adressat unbekannt
Die Autorin schafft es, auf nur wenigen Seiten alles zu sagen, was gesagt werden muss, und dabei auch noch Emotionen zu wecken. „Adressat unbekannt“ ist große Literatur, die es wert ist gelesen und besprochen zu werden. Ein Meisterwerk!
Die Albae kommen!
Nachdem Markus Heitz mit den Erzählungen über die Zwerge großen Erfolg verzeichnet hat, erzählt er nun mit den „Legenden der Albae“ die Vorgeschichte aus einer ganz anderen Sicht. Er lässt den Leser durch die Augen der Antagonisten blicken und bringt sie dazu diese Sichtweise als durchaus logisch zu erachten.
Der magische Sturm geht weiter
Unerwartete Ereignisse haben im zweiten Teil der Hara-Reihe ihre Schatten hinterlassen, die sich nun erheben, um im dritten Band „Donner“ weitergesponnen zu werden. Ein schier undurchdringliches Netz von Intrigen, in dem man sich nur allzu schnell verfängt.
Der Schneesturm
In „Der Schneesturm“ schafft Sorokin ein Universum, in dem Gesellschaftskritik, hohe Technologie, Fantasy- und Märchenwelt vermischt werden. Eine zeitlose Parallelwelt, die erfüllt wird mit der russischen Seele; Wodka, philosophierende Männer und eine gewisse Prise Schwermut.
Frickelei und Fortschritt
Wenn Terry Pratchett einen neuen Scheibenwelt-Roman veröffentlicht, kann man sich sicher sein, dass man ein Werk voller Fantasie, Witz und Gesellschaftskritik in den Händen hält. Bei „Toller Dampf voraus“ ist es nicht anders.
Superschurken und Zauberlehrlinge
Wer als Heranwachsender gerne Harry Potter gelesen und immer noch einen Faible für Zauberlehrlinge hat, ist hier genau richtig. Im zweiten Band der Serie des britischen Autors Ben Aaronovitch wird die Ausbildung des Bobbys Peter Grand zum Zauberer fortgesetzt.
Herrlichste, beste, erste aller Frauen
In einem kleinen Format liegt der hochwertige Briefband angenehm in der Hand und eignet sich hervorragend als Geschenk. Die Briefe sind weitaus wertvoller als der Schriftsteller dachte, denn sie brillieren mit sprachlicher Ästhetik, blitzender Selbstironie und tiefer Romantik, die in ihrer Fülle dennoch äußerst würdevoll bleibt.
Das Böse stirbt zuletzt
Einen Sherlock Holmes Roman über Sherlock Holmes schreiben? Das kann ja jeder! Anthony Horowitz beweist im Nachfolger von „Das Geheimnis des weißen Bandes“, dass man auch den Napoleon des Verbrechens in den Fokus stellen kann. Hier stehen die Ermittler vor einem großen Fall – dem Fall Moriarty!
Heiter bis wolkig durch die Weihnachtszeit
Sucht jemand noch nach einem etwas anderen Adventskalender? Einem Adventskalender, der nicht zwingend Schokolade und bunte Bilder enthält, sondern Geschichten, Gedichte, Lustiges aus dem Alltag und auch mal die eine oder andere Satire.
Offenkundig, lieber Watson!
Nicht umsonst hat der Conan Doyle Estate „Das Geheimnis des weißen Bandes“ – bis zu diesem Zeitpunkt als einzigen neuen Sherlock Holmes – als Nachfolger des Kanons autorisiert. Ein klassischer Holmes, aber dennoch sehr aktuell.
Gedichte: Der Pilot in der Libelle
Wer gerne Gedichte mag und auf der Suche ist nach Abwechslung, der ist bei der Gedichtsammlung „Der Pilot in der Libelle“ von Hendrik Rost genau richtig. Rost spielt mit einer fühlbaren Leichtigkeit mit Worten, Sätzen, Zeilen.
(Zwerg + Ork)³
„Orks vs. Zwerge – Der Schatz der Ahnen“ ist der dritte und letzte Band der „Orks vs. Zwerge“-Reihe von T. S. Orgel. Wörterschmied Diungo hat das Buch gelesen.
Da platzt doch die Kröte!
Wie schon im ersten Teil der „Chroniken von Hara“ ist auch im Band „Blitz“ der Ausruf Lucs allgegenwärtig. Die Personen und Gegenspieler sind vorgestellt, die Aufgabe und das Ziel sind klar. Und so schreibt Alexey Pehov seine Leser mit Volldampf in eine rasante Jagd und Hatz durch die Reiche von Hara, zwischen Freund und Feind und viel Magie hindurch.
Supertalent mit Superkräften?
„Wild Cards – Das Spiel der Spiele“, herausgegeben von George R. R. Martin, zeigt eine Castingshow der etwas anderen Art: In dieser sollen sich Teenager mit Superkräften unter Beweis stellen, um schließlich als „American Hero“ hervorzugehen.
Neue Zombies
Parasiten, die andere Lebewesen befallen, deren Gehirn zerstören und das Verhalten lenken: den „Ophiocordyceps“ gibt es wirklich. In „Die Berufene“ von M.R. Carey werden Fakten und Fantasie vermischt – was dabei herausgekommen ist, erzählt euch Bücherstädterin Janna.
The Doors und Dostojewski
Cott und Sontag liefern ein sehr inspirierendes Interview, in welchem ausgefeilte Fragen auf tiefgehende Antworten treffen. Das Gespräch bleibt nicht an der Oberfläche, sondern zieht den Leser bereits zu Beginn in seinen Bann.
„In Wirklichkeit gibt es gar keine Erwachsenen.“
Eine Geschichte, die die Wunder der Kindheit aufleben lässt und Sätze, die ohne Atempause tief in die Seele des Lesers eindringen: Mit „Der Ozean am Ende der Straße“ hat Neil Gaiman einen Roman geschaffen, der sich nicht einordnen lässt, aber dafür umso atemberaubender ist.
